“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen” – Alice Hasters

Sogar bevor ich Alice Hasters Buch fertiggelesen habe, war mir absolut klar – das ist ohne Zweifel ein 5/5 ★ Buch! Endlich wieder eines, nachdem mir den gesamten Monat von Juni 2020 keines über den Weg gekommen ist! Gerade mal innerhalb von drei Tagen ausgelesen, kann ich es jetzt mit felsenfester Überzeugung bestätigen – die höchste Bewertung für dieses Buch ist mehr als verdient! Nachdem ich mich Kopf über in die Beschäftigung mit dem Thema von Rassismus gestürzt habe, ist mir sehr schnell bewusst geworden, dass es eine Herausforderung sein wird, Literatur dazu außerhalb des englischsprachigen Raumes zu finden. Gerade deshalb ist dieses Buch so besonders und wertvoll, da den Lesern auf eine sehr eloquente und eindringliche Weise geschildert wird, wie es ist, in Deutschland als Schwarze Person aufzuwachsen und zu leben.

“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen” ist ein Paradebeispiel dafür, dass Autoren sich denjenigen Themen in erster Linie beim Schreiben widmen sollten, die persönlich sind und ihnen nahe am Herzen liegen. Die Autorin schafft es auf eine wahnsinnig beeindruckende Art und Weise das zum Ausdruck zu bringen, was weiße Menschen sonst nie erleben würden – wie es sich anfühlt Tag ein, Tag aus, ständig und durchgehend Mikroaggressionen und Rassismus ausgesetzt zu sein. Was es mit einem anstellt, angefangen von der Kindheit, der Schulzeit, dem Studium, wie tief diese Einflüsse sich unwillkürlich einnisten. Historische Fakten und Theorien werden gekonnt durch persönliche Geschichten illustriert, so dass man durch die Erzählweise besonders berührt wird, als ob man einer Freundin gegenüber sitzen würde, die sich einem anvertraut.

Das Buch ist zugleich ruhig und kraftvoll, emotional und Empathie erweckend. Es hat mich von den ersten Zeilen und Seiten an wie eine Tsunamiwelle mitgerissen und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich es ausgelesen hatte. Alice erläutert und zitiert unter anderem die Werke von Ibrahim X. Kendi, Toni Morisson oder Tupoka Ogette (auf die ich selber noch immer geduldig warte, bis meine Bestellungen endlich in dem Briefkasten ankommen), schafft es aber die Erzählung durch ihre eigenen Erfahrungen ins Unermessliche zu bereichern.

Besonders markant und neu für mich waren die Teile, die folgende Themenbereiche behandelt haben:

  • Die Problematik rund um Cultural Appropriation (S. 84);
  • Die unzähligen Probleme mit den eurozentristischen Werten von “Normalität” – angefangen mit Kleinigkeiten wie hautfarbenen Buntstiften oder Shampoos für normales Haar, bis hin zu unerreichbaren Schönheitsidealen, die Menschen krank machen (S. 119);
  • Weshalb “Rassismus” gegenüber weißen Menschen niemals in derselben Form erlebt werden kann, wie derjeniger gegenüber BIPoC (S. 44);
  • Wie der Trend des Volunteering als eine moderne Form der Sklaverei angesehen werden kann (S. 169).

Ich habe unfassbar viel gelernt, neue Erkenntnisse gesammelt und möchte das Buch am liebsten jedem einzelnen Menschen in die Hand drücken. Es ist ein unglaublich wichtiges Stück Literatur und es wird mir noch lange in Gedächtnis bleiben. Bücher wie diese haben einen verdienten Platz auf der Bestsellerliste und ich wünsche mir mehr von solchen zu sehen, anstatt den zigfachen Ausführungen von “Where the Crawdads Sing” oder “Three Women“, die ihrer Bekanntheit überhaupt nicht gerecht werden.

“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen” – Alice Hasters

★★★★★ (5/5)

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